Werner Tübke - Faszination Mittelmeer
08.05.2004 bis 19.09.2004
Vom 8. Mai bis zum 19. September 2004 präsentierte das Panorama Museum Bad Frankenhausen die Ausstellung “Werner Tübke - Faszination Mittelmeer”. Gezeigt wurden 45 Gemälde, 51 Aquarelle, 31 Zeichnungen und 15 Lithografien aus dem Schaffenszeitraum von 1971 bis 2002. Die Konzeption der Ausstellung war thematisch angelegt und bezogen auf Werner Tübkes künstlerische Inspiration durch den Süden, den Kulturraum der Mittelmeerländer (vor allem Italien), die Kunst wie den Menschen und die Landschaft von Venetien und der Toskana über die Ägäis bis nach Sizilien.
Werner Tübkes erste Italienreise datiert in das Jahr 1971. Der Mailänder Kunsthändler und Kunsthistoriker Emilio Bertonati organisierte die erste Wanderausstellung mit Werken des Leipziger Künstlers in Italien, die im Sommer 1971 in dessen Mailänder „Galleria del Levante“ zu sehen war und im Anschluss noch in Brescia, Rom, Modena und Florenz präsentiert wurde. Für Werner Tübke, der als Künstler aus der Fülle der großen abendländischen Bildtradition schöpfte und eine starke Affinität vor allem zur italienischen Kunst hatte, bedeutete die Möglichkeit der Italienreise und Begegnung mit seinen künstlerischen Wahlverwandten natürlich eine Bestätigung des eingeschlagenen schöpferischen Weges aber auch Inspiration für weitere großartige Kunstwerke. Das Ausstellungsdebüt wurde ein durchschlagender Erfolg und brachte ihm in der Folge auch den internationalen Durchbruch als Maler von hoher Eigenständigkeit, der einen neuen, ambivalent-metaphorischen Manierismus zu begründen schien. Spätere Reisen führten ihn nach Venedig, Florenz, Rom, Neapel, Ischia, Capri und Pompeji bis nach Sizilien. Noch zu DDR-Zeiten unternahm Tübke sieben Italienfahrten, seit den frühen neunziger Jahren zog es den Leipziger dann stets jedes Jahr, in der Regel gleich mehrere Wochen, in den mediterranen Kulturraum.
Besonders die Italienreisen vom Beginn der siebziger bis Ende der achtziger Jahre inspirierten Tübke zu herausragenden Werken. So entstanden nach seiner zweiten Reise 1972, nicht weniger als zwölf Gemälde, darunter Hauptwerke wie das „Bildnis eines sizilianischen Großgrundbesitzers mit Marionetten“ (1972) oder auch das düster-dämonische Sinnbild „Tod in Venedig“ (1973). Der „Sizilianische Großgrundbesitzer“, ein höchst komplexes persönliches wie gesellschaftliches Charakterbild im Widerstreit von Eleganz und Dekadenz, war der Publikumsmagnet der VII. Dresdener Kunstausstellung und verhalf Werner Tübke auch endlich zur Anerkennung jenseits der Elbe. Immer wieder zog es Werner Tübke nach Sizilien, in das Land der Magna Graecia. Hier entdeckte er die überwältigende Kraft der Zeugnisse griechischer Kultur. „Nachdem ich dies gesehen hatte“, so der Maler 1974, „relativiert sich für mich die italienische Renaissance. Es bleiben die wenigen Großen: Leonardo, Michelangelo, Raffael…“ Erst 1982 sollte er endlich Gelegenheit haben, das Mutterland der Klassik, Griechenland, zu besuchen. Ebenfalls in diesem Jahr gewährte man ihm eine Studienreise nach Spanien. Die Aufenthalte in Sizilien ließen nicht nur eine ganze Reihe wunderbar durchempfundener Bildnisse sizilianischer Hirten und Landarbeiter entstehen, ja 1975 sogar eine „Sizilianische Landschaft bei Palermo“ (ein seltener Fall bei dem „Figurenmaler“ Tübke), sondern noch 1974 ein weiteres Hauptwerk seiner hohen italienischen Phase, die „Erinnerung an Sizilien“, eine in ihrer Magie nicht mehr zu steigernde Allegorie von prekärer, ambivalenter Schönheit. Von 1978 bis 1980 konnte Werner Tübke noch dreimal nach Italien reisen. In dieser Zeit, die Arbeit am Panorama-Auftrag (1976 – 1987) nahm ihn schon voll in Anspruch, entdeckte er für sich die Identifikationsfigur des Harlekins. Eine ganze Serie von Harlekinaden, Selbstbildnisse mit diversen Hüten entstanden, aber auch zahlreiche „Happenings“, die der Künstler in geheimnisvoller Choreographie in die Ruinenwelt von Pompeji versetzte.