Werner Tübke – Das Monumentalwerk Von der Skizze zur Vollendung

28.06.2009 bis 11.10.2009

Anlässlichdes 20-jähriges Bestehen präsentierte das Panorama Museum eine Exposition zu Werner Tübke, die zugleich eine Reminiszenz an den Künstler war, der am 30. Juli 2009 seinen 80. Geburtstag begangen hätte. Gegenstand der Jubiläumsschau war Tübkes Monumentalwerk, das sich im Inneren des Museums befindet. Die Ausstellung widmete sich ganz der künstlerischen Entstehung des Bildes von den Anfängen bis zur Vollendung und präsentierte neben ausgewählten Gemälden aus der eigenen Sammlung 50 Zeichnungen und 20 Lithografien des Künstlers, die zur Vorbereitung oder im Umfeld entstanden, aber auch kaum bekannte Werkstattarbeiten anderer am Projekt Beteiligter, Installationen zur technologischen Umsetzung, dazu zeitgeschichtliche Fotodokumente sowie noch unveröffentlichtes Archivmaterial zu Auftrag und Ausführung des gesamten Vorhabens.

Werner Tübke – „Altmeister der Leipziger Schule“ – übernahm im Jahr 1976 den Auftrag der Regierung der DDR zur Schaffung eines Panoramabildes. Anfänglich geplant als reines Schlachtenpanorama, das aus Anlass der 450. Wiederkehr der Deutschen Bauernkriege die Thüringer Aufstände vom Mai 1525 als revolutionäres Großereignis von historischer Tragweite bis in die Gegenwart darstellen sollte, schuf Werner Tübke schließlich ein geschichtsträchtiges »theatrum mundi« (Welttheater) von höchster Verallgemeinerungskraft, in dem er »die metaphorische Interpretation einer ganzen Epoche, der ökonomischen, geistigen, religiösen Vorstellungen der Zeit überhaupt« erstrebte.

Nachdem sich Werner Tübke eigens zur Realisierung dieses Auftrages vom Amt des Rektors der Leipziger Hochschule für Graphik und Buchkunst hatte entbinden lassen, begann er im Juli des Jahres 1976 mit den ersten künstlerischen Vorarbeiten, seiner Arbeitsmethode entsprechend zunächst in der Zeichnung, noch im gleichen Jahr aber auch in der Druckgraphik und Malerei. In dieser ersten Phase der Einarbeitung in den Bildstoff, die bis Anfang 1979 reichte und neben umfassenden Quellenstudien auch eine Vielzahl eigenständiger Bildwerke hervorbrachte, erfolgte auch die notwendige Klärung der grundlegenden Gestaltungsfragen.

Die Schaffung der 1:10-Modellfassung, die sich heute in der Berliner Nationalgalerie befindet, bezeichnet die zweite Phase der Auftragserledigung, die zweieinhalb Jahre (von 1979 bis 1981) in Anspruch nahm.

Die malerische Ausführung in Bad Frankenhausen und somit dritte Phase begann am 16. August 1983. Bis Jahresende allein arbeitend, setzte Werner Tübke für die nachfolgenden und ihn unterstützenden Künstlerkollegen den malerischen Maßstab. Ab Januar des Jahres 1984 nahmen die Maler Eberhard Lenk, Helmut Felix Heinrichs, Andreas Katzy, Matthias Steier, Volker Pohlenz, Walter Eisler, Gert Weber und Paul Eisel ihre zeitweilige Tätigkeit im Panoramasaal auf.

Die Abschlusssignatur unter das 1722 qm große Werk, von dem Werner Tübke knapp die Hälfte eigenhändig ausführte, setzte er am 16. Oktober 1987. Entstanden war ein epochales Gemälde des Umbruchs vom Spätmittelalter zur Neuzeit, aber auch universales, zeitloses Welttheater, in dem Grundthemen der Menschheit, wie Liebe und Hass, Geburt und Tod, die unendliche Wiederkehr des Gleichen versinnbildlichen. Werner Tübkes „Zauberberg der Geschichte“ verkörpert den Gipfel seines Lebenswerkes, eine „Sixtina des Nordens“.

Neben der ersten Phase der Einarbeitung in den Auftrag wird in der Exposition die dritte Phase der Ausführung einen Schwerpunkt bilden. Erstmalig werden großformatige Werkstattarbeiten der Mitarbeiter Tübkes aus dem Fundus des Panorama Museums gezeigt, die bis auf den Punkt genau Ausschnitte des Urbildes „hochmalen“ mussten, um das Panoramagemälde nach alter Bauhüttengesinnung wie aus einer Hand gemalt erscheinen zu lassen. Ein akribisch geführtes Tagebuch Tübkes ermöglicht außerdem die genaue Zuordnung der von den acht Helfern ausgeführten Bildsequenzen im Urgemälde. Aber auch die rein technischen Prozesse finden Eingang in die Exposition. So wird die Übertragung der 1:10-Fassung auf die Leinwand im Bildsaal simuliert. Dies beinhaltet sowohl die Durchzeichnung des Urbildes auf eine darüber gelegte Klarsichtfolie als auch das Projizieren dieser auf Fotos reproduzierten Linearzeichnung auf die Leinwand. Von besonderem Interesse dürfte dabei für die Besucher sein, dass sie aktiv in die Ausstellung eingreifen dürfen, in dem sie auf einem Gerüst selbst das Konturenzeichnen probieren können.

Malarbeiten im Bildsaal
1984

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