Garel - La réalité fictive
20.10.2001 bis 20.01.2002
So glaubhaft naturwahr seine Bildschöpfungen auch scheinen mögen, das künstlerische Werk des Philippe Garel ist der vollendete Ausdruck reiner Erfindung, eine großartige ästhetische Fiktion, ein bildphilosophischer Diskurs auch über den Wahrheitswert realistischer Darstellung vornehmlich im Bereich des Stillebens, der Landschaft und der porträthaft angelegten menschlichen Figur. Doch nicht der Gegenstand an sich steht im Mittelpunkt seines Interesses, sondern die sorgsam abgestimmte Wirkung des Lichtes und der Farbe im Raum. Rembrandt ist sein uneingeschränkt bewundertes Vorbild, der alles beherrschende Maßstab atmosphärisch verdichteter Clair-obscur-Manier.
Er ist – neben noch anderen großen Ton-Malern vor allem des 17. Jahrhunderts – der entscheidende Anreger seiner zugleich altmeisterlich wie avantgardistisch erscheinenden Kunst, die in ihrer sublimen Nuancierung des Hell-Dunkel und der Farbe höchste malerische Kultur und ein gesteigertes sensualistisches Empfinden verraten. Farbklima, Raum, Licht, Komposition, Oberflächenbehandlung und Motivik bestimmen letztlich auch eine besondere Qualität in den Bildern, die gleich der »blauen Blume«, die jeder kennt und von der doch keiner weiß, was genau sie bezeichnet, den bildhaften Visionen ein Höchstmaß an Sinnlichkeit wie kontemplativer Vergeistigung mitteilt. Jedoch finden sich auch andere Zeugnisse in Garels Œuvre, hintersinnige Capriccios voller Witz und Ironie...