Es ist das innere Gesicht... Meisterwerke tschechischer und slowakischer Grafik

Die Schenkung Albert-Leo Troost

24.01.2004 bis 25.04.2004

Tschechische und auch slowakische Kunst des Imaginativen, obwohl gerade im Osten Deutschlands immer noch erstaunlich unterrepräsentiert, war in den letzten Jahren bereits mehrfach im Panorama Museum von Bad Frankenhausen zu sehen, zuletzt im Sommer 2001 in einer grossen Überblicksschau über 200 Werke des Prager Surrealismus aus der Zeit von 1925 bis 1945. Dadurch neuerlich auf das Museum aufmerksam geworden wandte sich der rheinische Sammler Albert-Leo Troost mit dem Angebot an das Panorama, diesem seine gesamte Kollektion tschechischer und slowakischer Graphik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Schenkung zu überlassen. Die Übernahme der Sammlung erfolgte im August 2001 in Düsseldorf. Das Konvolut umfasste 140 druckgraphische Blätter (und eine Zeichnung) von insgesamt 19 Künstlern, zwölf davon mit tschechischer Herkunft, die übrigen sieben Slowaken.

Im Zentrum der Ausstellung, die um weitere Arbeiten von Jiří Anderle, Oldřich Kulhánek und Albín Brunovský aus dem Bestand des Panorama Museums ergänzt wurde, standen Hauptwerke der führenden Meister des Gesellschaftskritischen, Imaginativen und Phantastischen in der tschechischen und slowakischen Graphik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Gleichwohl konnte die Auswahl von Exponaten keinen Anspruch auf eine wirklich ausgewogene, repräsentative Gesamtschau der spezifischen Entwicklung dieser Kunst erheben. Zu sehr haben dafür Zufälle und Vorlieben die Struktur der Sammlung bestimmt. Dennoch wurden wesentliche Positionen des druckgraphischen Schaffens beider Länder seit Mitte der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts transparent, traten die einzelnen Künstlerpersönlichkeiten in ihrer Individualität wie gegenseitigen Beeinflussung mit signifikanten Werken plastisch in Erscheinung. Daneben gabt es eine Vielzahl von Kleingraphik, vor allem Ex libris, die den hohen künstlerischen Stellenwert auch dieses Schaffenszweiges belegte.

Nahezu jeder der in der Ausstellung vertretenen Künstler hat (bereits) mehrfach erste internationale Graphik-Preise und Auszeichnungen erhalten, zum Teil sind es mehr als ein Dutzend. Deutlich wurde zugleich der überragende Einfluß einer soliden künstlerischen Ausbildung, wie sie an den Akademien in Bratislava und Prag unabhängig von den kulturpolitischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen über Jahrzehnte konsequent vermittelt wurde. Ausgeführt sind die Arbeiten in zumeist geringen Auflagen in den alten, klassischen künstlerischen Drucktechniken: Holzschnitt, Kupfer-, ja sogar Steinstich, Kaltnadel, Lavis, Radierung, Mezzotinto und (Farb-)Lithographie. Der Ernsthaftigkeit des künstlerischen Anliegens entspricht das Ethos vollendeten Handwerks, der Rückbesinnung auf traditionelle Werte ein Humanismus von hoher zeitgeschichtlicher Relevanz, der Verallgemeinerungskraft der Darstellung das Maß der ihr innewohnenden Vergeistigung. Realität und Phantasie verschmelzen zu einer neuen, poetischen Wirklichkeit, die ganz der persönlichen Empfindungskraft, Sensibilität und Wahrnehmungswelt ihrer Schöpfer entspringt. Diesen peintre-graveurs geht es nicht um eine bloße Illustration von Wirklichkeit. Ihnen geht es um eine Reflexion des menschlichen Dramas, um kritische Zeitzeugenschaft, um eine neue Poetik des Figurativen: „Es ist das innere Gesicht ...“ (A. Brunovský), welches das bestimmende Agens ihrer künstlerischen Gestaltungskraft ist.

Die Künstler
Tschechien
Jiří Anderle (*1936), Jiří Brázda (*1952), Karel Demel (*1942), James Janíček (*1935), Bohuslav Knobloch (1924–1998), Jan Krejčí (1942–2001), Oldřich Kulhánek (*1940), Josef Liesler (*1912), Teodor Rotrekl (*1923), Vladimír Suchánek (*1933), Jiří Šindler (*1922), Josef Wagner (1901–1957)
Slowakei
Albín Brunovský (1935–1997), Martin Činovský (*1953), Vladimír Gažovič (*1939), Dušan Grečner (*1944)
Vincent Hložník (1919–1997), Peter Kl’účik (*1953), Karol Ondreička (1944–2003)

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