Mimesis et inventio - Zeitgenössische Stillleben in Europa
28.09.2002 bis 05.01.2003
Anhand einer Vielzahl signifikanter Beispiele wurde nicht nur erstmals in Deutschland ein repräsentativer Einblick in die Stilleben-Malerei der Gegenwart geboten, sondern zugleich auch ein opulentes Panorama der Vielfalt und Lebenskraft gegen-ständlich-realistischer Kunst unserer Zeit vorgestellt. Das Ausstellungsprojekt konzentrierte sich dabei bewußt nur auf jene Länder, die kunsthistorisch gesehen in besonderer Weise mit der goldenen Blütezeit der Stilleben-Malerei im 17. und 18. Jahrhundert verbunden sind, also die Niederlande, Belgien, Spanien, Frankreich und Italien.
Die Ausstellung, die 150 Exponate von insgesamt 48 Künstlern aus 5 Ländern umfaßte, untersuchte anhand von Werken vorrangig aus den letzten beiden Dezennien das Fortleben dieser großen Stilleben-Tradition in der zeitgenössischen figurativen Malerei und wurzelte in der Erkenntnis, daß es in den einzelnen Ländern in der Tat noch eine erstrangige Stilleben-Malerei gibt, das Stilleben als eigenständige Bildgattung also immernoch lebendig ist und gerade im Blick auf einen spezifisch privaten Adressatenkreis sogar einen herausragenden Stellenwert im zeitgenössischen Kunstschaffen gewinnt. Formen des Stillebens, die außerhalb dieses einigenden Traditionsbezuges stehen, sind bewußt ausgeschlossen worden, auch wenn im Rahmen dieser eng gesteckten Traditionsbindung ein möglichst breites Spektrum konzeptioneller Möglichkeiten in der zeitgenössischen gegen-ständlichen Malerei aufgezeigt werden sollte. Die letztendliche Auswahl der Künstler ist bestimmt worden von deren Eigenständigkeit in der Fortführung dieser Tradition und höchster künstlerischer Qualität in der überzeugenden bildnerischen Umsetzung des Sujets.
Der Titel der Ausstellung „Mimesis et inventio“ apostrophiert nicht nur einen Bildungsanspruch, sondern verweist auch auf die ganze Breite des Möglichen von der exakten Naturnachahmung einschließlich des Trompe-l’oil bis hin zur freien künstlerischen Erfindung, wobei zwischen den einzelnen Länderbeiträgen durchaus unterschiedliche Schwerpunkt setzungen deutlich werden. So behauptet sich die Stilleben-Malerei in Belgien und den Niederlanden zum Beispiel weit stärker im Geiste der Alten Meister, als dies etwa in Frankreich der Fall ist. Spanien wiederum erweist sich stärker als geschlossene Gruppe mit im Wesentlichen zwei Zentren (Barcelona und Madrid) im Sinne einer außerordentlich qualität-vollen Peinture, während Italien ein ziemlich weitgestecktes stilistisches Repertoire bietet.
Zur Ausstellung erschien ein repräsentativer Katalog, in dem alle ausgestellten Werke abgebildet sind. Neben einem grundlegenden Aufsatz von Claus Grimm (München und Augsburg) zur Herkunft, Entwicklung und Blütezeit des Stillebens namentlich im 17. und 18. Jh. wird zu jedem Länderbeitrag eine Einführung in das zeitgenössische Stilleben gegeben. Autoren der Texte sind für die Niederlande Diederik Kraaijpoel (Groningen), für Italien Enzo Siciliano (Rom), für Spanien Michael Nungesser (Berlin) und für Frankreich Pascal Bonafoux (Paris).
Die Künstler
Niederlande: Henk Helmantel, Theo Voorzaat, Ben Snijders, Olav Cleofas van Overbeek, Anneke van Brussel, Rein Pol, Piet Sebens, Harry op de Laak, Theo Kurpershoek, Jan van Tongeren, Matthijs Röling, Alex de Vrede, Rob Møhlmann, Berry Kuiper
Italien : Wolfango, Gianfranco Ferroni, Giorgio Scalco, Riccardo Tommasi Ferroni, Mario Fallani, Armodio, Luciano Ventrone, Mario Madiai, Roberto Rampinelli, Maurizio Bottoni, Claudio Cargiolli, Claudio Sacchi
Spanien: Xavier Valls, Angel Badia Camps, Louis Marsans, Francisco López, María Moreno, Isabell Quintanilla, Miguel Macaya, Pedro Moreno Meyerhoff, Raimon Sunyer, Julio Vaquero
Frankreich : Tibor Csernus, Pierre Skira, Michel Henricot, Ivan Theimer, Philippe Garel, Jean-Baptiste Sécheret, Pierre Carron, Jean-Pierre Le Bozec
Belgien : Eric De Vree, Adolf Geudens, Willem Dolphyn, Walter Dolphyn