Michel Henricot- Terra incognita

19.02.2000 bis 07.05.2000

Geheimnisvoll und verborgen erscheint das Wesen dieser Kunst, dunkel und entrückt ihr zutiefst ontologisch-metaphysischer Sinn. Die Welt, die Michel Henricot dem Betrachter vor Augen stellt, betrifft jedoch ganz fundamental sein Dasein, sein individuelles wie existentielles Befinden. Kaum ein anderer Maler unserer Zeit hat sich in dieser Ernsthaftigkeit und Konsequenz der letztendlichen Seinsbestimmung des Menschen zugewandt. Kein anderer scheint noch wie er in der Lage, die uralten Menschheitsmythen, die sich in der Götterwelt archaischer wie antiker Hochkulturen manifestieren, der Anschauung eines reinen und wahrhaftigen Menschenbildes auf neue Weise einzuschmelzen.
Henricots Werk ist Ausdruck einer singulären schöpferischen Begabung, die stets das Wesen in der Erscheinung sucht und daher alles Zufällige, Flüchtige und Unkontrollierte aus dem unergründlichen Kosmos ihrer kanonischen Bildvorstellungen verbannt. Die Totalität dieser ganz aus dem eigenen, labyrinthischen Innenleben geschöpften Weltsicht, die mythische Kraft dieser Bilder, die Souveränität der perfekten künstlerischen Formulierung und die Tiefe der darin bildgewordenen Empfindung, vor allem aber das absolut Vergeistigte der ikonischen Darstellung – all dies hebt das malerische Werk von Michel Henricot so signifikant aus der peinlich um Trendanpassung bemühten und zumeist schludrig ausgeführten Zeitgeistmalerei, aber auch aus den Niederungen einer verbreitet belanglos-skurrilen Bildphantastik heraus, dass man geneigt ist, dieser Kunst in ihrer stilisierenden Strenge, ihrer formklaren Klassizität und Erhabenheit nicht nur höchste malerische, sondern auch eine dezidiert philosophische Qualität zuzusprechen.

Michel Henricot
Das Bad, 1996
Michel Henricot
Die verklärte Nacht, 1988
Michel Henricot
Minotaurus, 1999
Michel Henricot
Der Reisende V, 1998
Michel Henricot
Der Reisende IV, 1995
Michel Henricot
Die Weihe, 1987
Michel Henricot
Die Verkündigung, 1985
Michel Henricot
Samiel, 1995

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