Ivan Theimer - L’idea del bello
16.09.2000 bis 26.11.2000
Ivan Theimer (1944 im mährischen Olomouc geboren) ist als Maler wie als Bildhauer ein ästhetischer Traditionalist. Er bekennt sich mit seinem Werk programmatisch zu einer originären Wiederaufnahme der großen Kunstleistungen der Vergangenheit von der altägyptischen Kultur über den Orient, die griechisch-römische Antike, die italienische Renaissance, der Manierismus und den Barock bis zu Elementen des Klassizismus und der Romantik, ja sogar der impressionistischen Plastik. Dabei erweist sich sein Werk als sublime Manifestation des Schönen in seiner Vollendung; es ist der genuine Ausdruck eines außerordentlich verfeinerten, artifiziellen Stils. Doch bei aller formsprachlichen Opulenz und Virtuosität in der Ausführung bewahren seine stets gegenstandsbezogenen-figürlichen Arbeiten eine subtile Balance zwischen Sinnbild und Abbild, zwischen äußerster Naturnähe und kunstvoller, preziöser Erfindung, zwischen einer in sich selbst begründeten Schönheit und dem Streben nach Visualisierung einer allem zugrunde liegenden großen geistigen Idee, einer idea del bello, die das Wesen seiner künstlerischen Wirklichkeitssicht bestimmt. Metaphysischer Idealismus und magische Naturphilosophie verbinden sich dabei auf bizarre Weise mit einem exklusiven, zutiefst epikureischen Weltempfinden und universaler humanistischer Gedanklichkeit.
Ivan Theimer ist der Kunstöffentlichkeit vor allem als Bildhauer und Schöpfer großer, aufsehenerregender Auftragswerke wie dem Monument zur „Deklaration der Menschen- und der Bürgerrechte“ von 1989 auf dem Pariser Champ-de-Mars bekannt. Auch in Deutschland ist er mit einer Reihe bedeutender Skulpturen im öffentlichen Raum hervorgetreten. Arbeiten von ihm befinden sich in Kassel, vor dem Marburger Rathaus, in Hamburg, Fulda und Gelsenkirchen.
Die Ausstellung im Panorama Museum war mit über 200 Arbeiten aus dem Zeitraum von 1969/70 bis heute jedoch die erste umfassende Retrospektive des Künstlers in Deutschland, die einen Einblick in nahezu alle Bereiche seines künstlerischen Schaffens bot. Neben einer repräsentativen Auswahl von bronzenen Stelen und Obelisken – dem zentralen Leitmotiv von Ivan Theimer, das er in neuartiger, überraschender Kombination mit plastisch-figurativem Dekorum und Malerei-Fragmenten in immer neuen Metamorphosen variiert – wurden nicht nur eine Vielzahl von Kleinplastiken und Entwürfe zu seinen Großprojekten gezeigt, sondern auch eine monumentale Herkules-Statue mit Obelisk von über sieben Meter Höhe. Vor allem stellte sich der Künstler jedoch als subtiler Landschafter und Meister eines romantischen Klassizismus vor, der in der zeitgenössischen Kunst ohne Beispiel ist. Darüber hinaus präsentierte sich Ivan Theimer als höchst sublimer Feinmaler und Aquarellist mit einer Fülle von oft streng tektonisch strukturierten, atmosphärisch dichten Landschaftsmotiven aus Indien und dem greco-romantischen Mittelmeerraum, die zum Teil erstmals in der Öffentlichkeit gezeigt wurden.